Kritik: Danke, sehr sozial

Der Standard 02.10.2013

Pepi Hopf übt in seinem Programm "Danke, sehr sozial" Gesellschaftskritik

Wien – Pepi Hopf stellt sich nicht der ehrgeizigen Aufgabe, das Kabarett neu zu erfinden. Er, der gelernte Zier- und Friedhofsgärtner, versucht nicht einmal, seine Sketches kunstvoll zu einem Bouquet zu arrangieren. Er erzählt einfach und ziemlich erfrischend aus dem Leben. In seinem neuen Programm Danke, sehr sozial, das am Dienstag im Kabarett Niedermair Premiere hatte, erfährt man beispielsweise, dass er geschieden ist. Er traf eine Frau, die auch zwei Kinder hat. Großer Unterschied: "Sie hat das Haus behalten."

Es geht also um die Patchwork-Family, um das Koordinieren von Terminen und die logistischen Herausforderungen, wenn man ein kinderfreies Wochenende haben will. Es geht auch darum, dass man von Pubertierenden als überflüssig angesehen wird. Früher hatten die Eltern zumindest die Aufgabe, auf das Telefon aufzupassen. "Hat jemand angerufen?", fragte man sie. Heute hingegen haben auch die Kids ihr Handy. 

Hopf lebt nun in Haringsee, einer Gemeinde, die zwar hinter dem Arsch der Welt liege, aber trotzdem genügend Stoff für amüsante Betrachtungen liefert. Er erzählt von der Politik (es gebe eineinviertel Parteien, nämlich die ÖVP und zwei SPÖler) und vom sozialen Leben, von den Vereinen also. Im Fußballverein sei der Sport Nebensache, das Tapen aber angesagt, und so kleben sich alle bunte Isolierbänder auf die Haut.

In Haringsee betreibt Hopf eine Biogärtnerei. Die Umstellung – früher habe er alles mit E 605 niedergespritzt, heute setze er Florfliegenlarven ein – sorgt natürlich für nette Anekdoten. Mitunter übt Hopf aber auch Gesellschaftskritik, etwa wenn es darum geht, den Titel des Programms zu erklären. Dieser habe einen leicht "negativen" Beigeschmack. Denn beim Wort "Sozialstaat" habe man sofort das Gefühl, einen Hunderter weniger in der Tasche zu haben. Und zumindest in den USA sei die Sozialarbeit – als Alternative zum Gefängnisaufenthalt – bereits eine Strafe. (Trenkler, DER STANDARD, 4.10.2013)

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