Kritik: Anonymer Optimist

Die Kleinkunst, Markus Freiler 17.03.2015

Pepi Hopfbringt es bereits in den ersten Minuten des Abends mit frappanter Ehrlichkeit selbst auf den Punkt. Eigentlich sei der Titel des Programms nicht so wichtig, Klar habe sein Programm schon viel auch mit Optimismus zu tun, aber eigentlich  „geht’s um ois“. Kein schlechter Anspruch. Geht es also um Gott und die Welt? Sie werden überrascht sein, ja, Gott tritt in seinem Programm sogar persönlich auf. „Ois“ ist im Konkreten Pepis Welt. Zwar würde er gern den Abend als lockere gleichberechtigte Unterhaltung mit dem Publikum bestreiten, aber über sein Universum hat er so viel zu erzählen, dass doch nur er allein den ganzen Abend am Wort ist.

Genüsslich raucht er seine (angeblich) letzte Zigarette auf der Bühne und erklärt uns mit rauchiger Marlboro Man-Stimme, er sei optimistisch sein Vorhaben umzusetzen. Meine Sorge ist, wird er sein optimistisches Vorhaben durchhalten. Denn laut Hopf, ist ja der „Erfinder“ des Optimismus, Gottfried Wilhelm Leibniz („die beste aller möglichen Welten“), gescheitert, da ihm Voltaire die „Aufklärung“ entgegenhielt. Doch Hopf weiß mehr als Wikipedia, Leibniz habe in seinem Gram die berüchtigten Butterkekse erfunden.

HopfsKabarett ist nicht „viel Rauch um Nichts“, sondern „viel Kabarett ums Rauchen“. Seine Gedanken zu Thema Bofeln sind einerseits absurd, andererseits wirken sie in der Hopfsche Logik dermaßen demagogisch, dass beinahe die Lust am Rauchen steigt. Fast hat er ein schlechtes Gewissen Nichtraucher zu sein, da dem Staat dadurch viele Steuergelder entgingen. Der auf der Südosttangente im Stau rauchende Autofahrer wäre der ideale Staatsbürger, der bringe sowohl dem Finanz-, als auch dem Verkehrsministerum Kohle. Schlagfertig ist auch sein Argument, wenn es um die Gesundheitskosten des Rauchens gehe: Er hätte sich eh den raschen, und daher kostengünstigen Tod durch Lungenkrebs ausgesucht.

Die Raucherdebatte bietet Pepi Hopf eine unerschöpfliche Quelle zum Wucht’ln und G’schicht’lndruck’n. Und das kann er wirklich hervorragend. Es sind aber nicht oberflächliche Stammtischschmähs, mit denen er uns beglückt, sondern seine Erzählungen und Kommentare beinhalten eine gehörige Portion an Alltagssatire. So habe er sich das Rauchen während seiner Arbeit bei der Gemeinde Wien erst angewöhnen müssen, um als Nichtraucher in den Zigarettenpausen der Raucher nicht wie ein „Arbeiterdenkmal“ zu wirken. Immerhin schafft es Hopf trotz seiner weitschweifigen, aber humorigen, Erzählungen doch immer wieder einen Zusammenhang zu seinem Programmtitel zu knüpfen. So, wenn er meint, ein wahrer Optimist sei ein Raucher, der in eine private Pensionsversicherung einzahle.

Man wirft Hopf immer wieder vor, er sei als Kabarettist zu unpolitisch. Dem hält er entgegen: „Soj i inhaltlich übern Faymann redn? Do nogl i liaba vorher an Pudding an de Waund!“ Eine treffendere Metapher kann man wohl kaum finden. Prinzipiell ist Pepi Hopfs erdiger Wiener Dialekt reich an äußerst humorvollen Bildern ist. Wenn es aber ums Rauchen geht, dann wird selbst Pepi „politisch“. Er sorge sich, dass durch Österreichs Nichtrauchergesetze ein Rauchertourismus nach Österreich einsetze und es das „Amsterdam Europas“ werde.

Persönlich ist meine große Sorge, was macht Pepi Hopf als frisch gebackener Nichtraucher in der Pause? Zum Glück nicht eine anzünden, sondern aufgrund der Familienerweiterung in Annoncen nach einem Familien-Van suchen – genau so soll(te) es sein, ein Optimist hat seinen Blick immer vorwärts orientiert! Doch was muss ich da erleben? Hopf beginnt in Nostalgie zu schwelgen, schwärmt von einem Mini 850 oder vom Opel Kadett Sport. Seine lebendigen, wie auch ironischen Schilderungen laden so richtig ein, in seine Bilderwelten einzutauchen. Doch auch bei dieser Reise in die zurück in die Vergangenheit schafft Hopf es schließlich, die Kurve Richtung optimistische Zukunft zu kratzen. Er werde erst dann seinen Kindern eine gute Kindheit geboten haben, wenn auch diese einmal so verklärend in der Vergangenheit schwelgen werden können – das sind wirklich berührende und weise Worte…

Zwar verängstigen Pepi Hopf so manche übertechnisierten Entwicklungen der Gegenwart (äußerst absurde G’schicht’ln zum Autoservice oder zur High End-Grafik von Computerspielen). Umgekehrt mag er die heutige angstbesetzte Gesellschaft auch nicht verstehen, welche „Angst im Kölla hod, no ausm Fensta zfliagn“. Womit sich Pepis Lehre vom Optimismus wieder schließt: „Z Tod gfiacht, is a gschtuam!“.

Manchmal würde man von Pepi Hopf in seinen Erzählungen mehr inhaltliche Bezüge zum Programmtitel wünschen. Aber mit diesem Begehren würde man wohl genau das beschneiden, was ihn ausmacht. Er ist ein naturbegabter Unterhalter, welcher einfach zu viel zu erzählen hat, und mit seinen Gedankengängen das Publikum in Spannung hält. Pepi Hopf hat „an g’sund’n Schmäh drauf“, in welchem so manch satirische Weisheit versteckt ist. Ich bin „(h)op(f)timistisch“, dass die Mitgliederzahl des Clubs der „Anonymen Optimisten“ aufgrund seines neuen Programms sprunghaft steigen wird.

DieKleinkunst-Redakteur Markus Freiler

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