Kritik: der Seelentröster
Wiener Zeitung, Martin Sattler 03.12.2016
Was passiert, wenn der Karli net die Gosch
halten kann
Kabarettist Pepi Hopf führt sein Publikum durch seine ganz persönliche
Phobienwelt.
Jeder kennt die leise Stimme im
Hinterkopf, die vor lauernden Gefahren
warnt. Bei Pepi Hopf hat sie einen Namen:
Karli. Und weil Karlis Aufmerksamkeit
evolutionsbedingt noch stark auf hungrige
Säbelzahntiger und übellaunige Mammuts
gerichtet ist, sind wir heutigen Gefahren -
wie Phishing-Mails, eifersüchtigen
Ehefrauen oder Karies - hilflos
ausgeliefert. Hopf führt sein Publikum
durch seine ganz persönliche Phobienwelt
- von der kindlichen Angst vor dem
Schwarzen Mann über die Furcht, beim
Fischen an Langeweile zu sterben, bis zur
Sorge, dass das sexuelle Wollen das
Können überdauert.
Wobei Hopfs Karli ganze Arbeit leistet und
ihm unter anderem eine
Lokusexterritorialphobie eingepflanzt hat.
Klogänge werden damit außerhalb der
eigenen vier Wände unmöglich -
besonders spaßig auf längeren Reisen.
Dagegen ist eine Anatidaephobie (die Angst, von Enten beobachtet zu
werden) fast schon Kinderkram.
Im Spiegel des Hofnarren
Hopf gibt den lockeren Familienvater, der mit sonorer Stimme und im
Wiener Dialekt plaudert. In scheinbar spontanen Episoden aus seinem
Leben, die nahtlos und ungekünstelt ineinander übergehen,
transportiert er mit viel Humor und Wortwitz allerlei Nachdenkliches.
Ähnlich einem Hofnarren, der scherzend dem Volk einen Spiegel
vorhält.
Den Stoff für seine Anekdoten und Gedankengänge liefert Haringsee,
Hopfs Wohnort und buntes Biotop menschlicher Irrungen und Wirrungen.
Da gibt es den Hömerl, dessen Karli die Lernkurve einer
Assel hat, oder die Stammtischler, die davon überzeugt sind, dass der
islamistische Terror nun Haringsee im Visier hat - nach New York, Paris
und Brüssel ist ja die 1700-Seelengemeinde im Marchfeld das logische
nächste Ziel. Mit seinen Alltagsgeschichten will sich Hopf aber nicht
über seine mehr oder weniger spießigen Mitbürger lustig machen,
sondern aufzeigen, dass in jedem von uns Ängste stecken: sowohl
rationale, weil überlebenswichtig, als auch übertriebene.
Zum Schluss beweist er sein großes Improvisationstalent und rapt aus
vom Publikum zugeworfenen Begriffen eine Zugabe. Ein gelungenes
Ende eines mehr als gelungenen Kabarettabends.
P